Es ist das Jahr 2003. Der schweißtreibende Jahrhundertsommer geht zu Ende. Die deutsche Wirtschaft schrammt haarscharf an einer Rezession vorbei. In diesem Jahr gründen die IT-Experten Frank Klein und Hartwig Röhling die CPRO INDUSTRY unter dem damaligen Namen „C1 INDUSTRY“.
Es ist der 23. September 2003. Ein regnerischer Morgen in Hamburg. Frank Klein fährt mit Hartwig Röhling in Richtung Innenstadt. Schnell noch einen Kaffee trinken und dann geht es zu Fuß weiter in Richtung Notariat am Alstertor. Kurze Zeit später ist es amtlich: Die beiden sind ab sofort Geschäftsführer der C1 Industry Projects & Solutions GmbH – so der anfängliche Firmenname.
Ein ziemliches Wagnis für die beiden jungen Familienväter in diesen unsicheren Zeiten, könnte man meinen. Nach Jahren der Hochkonjunktur sieht es für viele Software- und IT-Unternehmen düster aus. Jahrtausendwende, Dotcom-Krise, Insolvenzen – viele Kunden, die in den 1990er Jahren erfolgreich mit ERP-Systemen ausgestattet worden sind, können über die Zukunft ihrer Software nur spekulieren.
Aber Frank Klein und Hartwig Röhling wollen etwas Neues ausprobieren. Selbstständig sein. Sich trauen. „Der IT-Markt bröckelte, aber wir waren zuversichtlich, dass wir weiterhin eine stabile ERP-Beratung anbieten können“, so Frank Klein. Ohne Investor ist den Gründern das Risiko aber doch zu hoch. „Deshalb wagten wir den Start mit einer Handvoll Beratern unter dem Dach der Cora Gruppe. Diese Entscheidung haben wir bis heute nicht bereut. Wir konnten Stabilität vorweisen, Projekte gewinnen und uns auf unser Kerngeschäft konzentrieren. Auf der grünen Wiese wäre es deutlich anstrengender gewesen“, erklärt er.
Mit dem Lastenaufzug ins Büro
Als Start-up der jungen 2000er Jahre lässt sich das kleine IT-Beratungshaus in einer alten Schokoladenfabrik in der Neumann-Reichardt-Straße in Wandsbek nieder. Alte Industriekultur. Lastenaufzug in die 1. Etage. Dann kommt die erste Kundenbestellung. „Die hat Frank sich im Büro aufgehängt“, fällt Hartwig Röhling ein. „Stimmt, zwischendurch ist sie mal verschwunden, aber wenige Jahre später hing die Bestellung wieder an der Wand“, erinnert sich Frank Klein.
Es sind keine leichten ersten Jahre, die Zeiten nicht immer rosig. Aber das Vorhaben, die Dinge anders zu machen, zahlt sich aus. „Wir haben immer an den drei Maximen ‚Kundenorientierung‘, ‚Mitarbeiterzufriedenheit‘ und ‚Wirtschaftlichkeit‘ festgehalten. Im alten Beratungsumfeld wurde dieses wichtige Zusammenspiel nicht gesehen. Wir waren und sind der Überzeugung, dass Kunden und Mitarbeitende die zwei wichtigsten Parameter sind, am Ende muss sich aber auch alles rechnen“, so Hartwig Röhling. Die Aufträge werden zahlreicher und größer. Die Osterbekstraße in Barmbek-Süd wird zur neuen Geschäftsadresse.
Sich zu dritt einen Namen machen
Frank Klein und Hartwig Röhling wollen Beratung für den Mittelstand machen, zunächst mit Fokus auf die Fertigungsindustrie. Schnell kommen sie zu der Erkenntnis, dass Hamburg als alleiniger Standort nicht ausreicht. Um mehr Nähe zum Kunden herzustellen und für die Mitarbeitenden (heimatnahe) Orte der Begegnung zu schaffen, werden ab Juni 2005 Geschäftsstellen im Westen und Süden Deutschlands eröffnet. Heute sind es neun Standorte an der Zahl (DACH).
Mit der Eröffnung der ersten Geschäftsstelle in Ratingen kommt Claudius Seja im Jahr 2005 zur damaligen C1 INDUSTRY. Hochmotiviert treibt er den Aufbau und die Weiterentwicklung des Standorts in Nordrhein-Westfalen sowie die Positionierung in Süddeutschland voran. Später verantwortet er die Bereiche Vertrieb und Marketing – als Mitglied der Geschäftsführung.
„Von Anfang an hat Claudius eine wichtige Rolle gespielt. Bei ihm waren die Themen Vertrieb und Marketing stark verankert und jeder von uns dreien wollte in seiner eigenen Art und Rolle das Ding nach vorne bringen. Es herrschte ein großes Vertrauen zwischen uns und wir waren sicher, dass wir unsere Kräfte zu dritt noch besser bündeln konnten. So stieß Claudius im Jahr 2014 zur Geschäftsführung hinzu“, resümiert Hartwig Röhling.
„Ich kam aus einer Berater- und Projektleiter-Stelle und wollte etwas Neues aufbauen, mich weiterentwickeln. Nun bekam ich die Möglichkeit, die gesamte Rhein-Ruhr-Region vertrieblich zu bearbeiten, später bis in den Süden hinein“ berichtet Claudius Seja und ergänzt: „Mir gefielen die Leitlinien des Unternehmens, die Art des Miteinanders, die offene Kommunikationskultur. Die spätere Geschäftsführer-Frage war für mich leicht zu beantworten.“
Das Unternehmen wächst, immer mit dem Kunden im Vordergrund. Die Nachfrage nach Lizenzen und Wartung steigt. „Wir erkannten, dass wir den Vertrieb stärker ausbauen und mehr Nähe zur SAP schaffen mussten, um weiter wachsen zu können. Das gelang uns durch den SAP-Systemhaus-Status, der uns in die Lage versetzte, SAP-Lizenz- und Wartungsverträge abzuschließen“, erklärt Claudius Seja. Nach dem Siegel „Partner im Servicebereich“ und dem SAP Silver Partner-Status (2007) folgt nach verschiedenen Workshops und Zertifizierungen im Jahr 2009 schließlich der ersehnte SAP Gold Partner-Status.
Digitalisierung oder: „Wir sind Cloud“
Frisch umfirmiert in CPRO INDUSTRY Projects & Solutions GmbH kennt das Unternehmen ab dem Jahr 2014 nur noch eine Richtung: nach oben. Frank Klein erinnert sich zurück: „Das Wachstum und die Dynamik waren da. Wir konnten mehr Mitarbeitende begeistern, viele Möglichkeiten bieten. Alles wurde noch professioneller.“
Und auch der SAP-Markt verändert sich: Big Data, Cloud Computing, Digitalisierung. Diese Umbrüche antizipiert Claudius Seja frühzeitig und nimmt einen Strategiewechsel vor. Im Vertrieb und Marketing werden die Weichen für ein dynamisches Wachstum im SAP Cloud-Geschäft gestellt. Ein junges, hochqualifiziertes SAP C4C (heute: SAP CX)-Team stattet im Jahr 2015 die ersten Kunden mit cloudbasierten CRM-Systemen aus. Wenige Jahre später gelingt dem Unternehmen der Coup: Das erste SAP S/4HANA Cloud-Projekt wird gewonnen; ein Dutzend weitere sollen folgen. Damit wird klar: Die neue Strategie geht auf.
Tatsächlich avanciert die CPRO INDUSTRY zu einem der erfolgreichsten SAP Cloud-Beratungshäuser Deutschlands: Im Jahr 2022 erreicht die CPRO INDUSTRY den dritten Platz im SAP Cloud Midmarket Ranking sowie den vierten Platz im Gesamtcloud-Umsatz-Ranking. „Ich war von Anfang an von der Cloud und ihrem Nutzen überzeugt. Die Cloud ist mehr als nur Technologie – es handelt sich um einen Transformationstreiber mit enormer Veränderungskraft“, erläutert Claudius Seja.
Die Familie wächst
Als Antwort auf neue Marktanforderungen und Kundenwünsche entschließt sich das Dreigespann im Jahr 2016 die Firmen CPRO conlog und CPRO IoT Connect auszugründen, um hochspezialisierte Softwarelösungen im Logistik- bzw. IoT-Umfeld anzubieten.
Im selben Jahr wird die Übernahme der untersee Unternehmensberatung GmbH sowie der untersee GmbH besiegelt. „Wir wollten unser Netzwerk im profitablen Süden ausbauen und ein umfangreiches Produktportfolio am Markt anbieten. Das ist uns mit dem Kauf der untersee gelungen“, erklärt Claudius Seja.
Für weiteres Wachstum sorgt die Ausgründung der CPRO STRATEGY im Jahr 2019 wie auch die Übernahme der ProfIT Systemhaus GmbH zwei Jahre später. Mit einer Mehrheitsbeteiligung an der INCONSYS GmbH sichert sich das SAP-Beratungshaus im Jahr 2022 zusätzlich Microsoft Azure-Kompetenz.
Die rasante Entwicklung in den letzten Jahren ändere aber nichts an den ursprünglichen Maximen, stellt Frank Klein klar: „Wir tragen die Verantwortung für eine immer größer werdende Belegschaft und deren Wohlbefinden an mehreren Standorten. Viele unserer Mitarbeitenden sind seit über 15 Jahren im Unternehmen. Uns ist viel daran gelegen, den starken Zusammenhalt und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Unternehmen zu bewahren.“
Das große Lächeln
Heute sind in der CPRO GRUPPE über 400 Mitarbeitende beschäftigt. Das Leistungs- und Lösungsangebot wächst, die Kundenbranchen sind bunt wie nie. Doch es ist noch etwas anderes, was den Geschäftsführern ein Lächeln ins Gesicht zaubert: „Wir freuen uns über das, was die Kolleginnen und Kollegen, die ganze Mannschaft, daraus gemacht haben. Die Menschen, die wir seit vielen Jahren kennen, haben sich so klasse entwickelt, stehen jetzt selbst in der Verantwortung und bringen das Unternehmen nach vorne. Da freut man sich drüber“, sind sich Frank Klein, Hartwig Röhling und Claudius Seja einig.
Es ist das Jahr 2023. Ein Sommer der Extreme geht zu Ende. Es zeichnet sich eine konjunkturelle Erholung ab. In diesem Jahr feiern die Geschäftsführer Frank Klein, Hartwig Röhling und Claudius Seja „20 Jahre CPRO INDUSTRY“.
Schnell noch einen Kaffee trinken und dann geht es zu Fuß weiter in Richtung Zukunft.
20 Jahre Erinnerungen ...
Stand: 24. August 2023