Dieser Blogbeitrag ist der dritte Teil der Blogserie über die Kernfunktionen (Roadmap) des SAP Sustainability Footprint Management (SFM). Hierbei wird der Prozess für die Berechnung der CO2-Emissionen im SAP SFM erläutert.
In dieser Serie liegt der Fokus darauf, jeden Aspekt des SAP SFM eingehend zu untersuchen, um einen umfassenden Einblick in seine Funktionalitäten zu gewähren.
TIPP: Für die Leser, die mit dem SAP Sustainability Footprint Management und der Roadmap noch nicht vertraut sind, könnte es hilfreich sein, vorab meinen Überblicksartikel über das SAP SFM zu lesen, um ein besseres Verständnis der Grundfunktionalitäten zu erhalten.
Funktionalitäten SAP SFM
Die Funktionalitäten von SAP SFM lassen sich in fünf Hauptschritte in der Roadmap unterteilen. In der untenstehenden Grafik werden die fünf Schritte visualisiert, wobei in diesem Blog die Berechnung des CO2-Fußabdrucks im Vordergrund steht:
- Erfassung von Stamm- und Transaktionsdaten: Daten werden aus dem angebundenen SAP S/4HANA Cloud- oder SAP S/4HANA-System erfasst.
- Emissionsfaktoren-Management: Die erfassten Daten werden mit Emissionsfaktoren kombiniert, um die Umweltauswirkungen zu bewerten.
- Berechnung des CO2-Fußabdrucks: Die Anwendung berechnet den Nachhaltigkeits-Fußabdruck basierend auf den Auswirkungen.
- Analyse der berechneten Fußabdrücke: Die errechneten Fußabdrücke können im Detail analysiert werden.
- Re-Integration in Geschäftssysteme: Die Fußabdrücke können wieder in das angebundene SAP S/4HANA Cloud- oder SAP S/4HANA-System integriert werden.
CO2-Kalkulation
Die Grafik veranschaulicht die einmaligen, periodischen und Ad-hoc-Aufgaben: Die Organisation und Stammdaten sowie die Emissionsfaktoren wurden bereits mit den ersten zwei Teilen der Blogserie abgeschlossen. Die Definition der Energieflussmodelle & Allokationen werden in diesem Beitrag erläutert, ebenso wie die periodischen Aufgaben: Erfassung von Berechnungsdaten und Integration von Bewegungsdaten.
Nach der Erfassung von Stammdaten, Bewegungsdaten und relevanten Emissionsfaktoren wird die Grundlage für die Fußabdruckberechnung gelegt.
Das Ziel von SAP SFM besteht darin, den gesamten CO2-Fußabdruck mithilfe der Stamm- und Bewegungsdaten sowie der dafür importierten Emissionsfaktoren eines Unternehmens über einen definierten Zeitraum zu ermitteln. Die Berechnung des Fußabdrucks kann auf zwei verschiedene Arten durchgeführt werden:
Die erste Option berechnet regelmäßig den gesamten CO2-Fußabdruck des Unternehmens, indem sie alle Emissionen innerhalb der Organisation einbezieht, z. B. die aus Energieflussmodellen und gekauften Produkten, um zu sehen, wie diese zu ihren Endprodukten beitragen.
In der aktuellen Version berücksichtigt das SFM die folgenden eingehenden Emissionen:
- Scope 1: Emissionen aus eigenen oder betriebenen Anlagen
- Scope 2: Emissionen aus eingekaufter Energie über das Energieflussmodell
- Scope 3.1: Emissionen aus gekauften Produkten oder Dienstleistungen über Fußabdruck gekaufter Produkte
- Scope 3: andere Emissionen über manuelle Emissionen
Die zweite Option bietet einen schnellen Einblick in den Produkt-Fußabdruck, indem eine stücklistenähnliche Excel-Datei hochgeladen wird, die eingehende Emissionen aus Energieflussmodellen oder anderen Quellen ausschließt.
Im obigen Diagramm wird eine Beispielberechnung in Verbindung mit dem Energieflussmodell dargestellt.
Die Bäckerei produziert zwei verschiedene Endprodukte: einen Schokoladenkuchen und einen Erdbeerkuchen. Zur Herstellung werden Rohstoffe wie dunkle Schokolade, Backmischung und Erdbeeren von Lieferanten bezogen. Ein weiteres Zwischenprodukt ist der Keks, der für beide Kuchen verwendet wird. Zur Herstellung des Kekses und zur Montage der Erdbeer- und Schokoladenkuchen sind ein Ofen sowie „Montageausrüstungen“ erforderlich.
Alle Angaben zu den benötigten Komponenten, seien es Rohstoffe oder Produktionsausrüstungen, sowie deren Mengen und verschiedene Produktionsabläufe stammen aus einem ERP-System (dargestellt durch die hellblauen Linien im Diagramm).
Die Produktionsressourcen erfordern zudem Energie, die in Form von gekauftem Gas oder Strom bereitgestellt wird. Die dunkelblauen Linien repräsentieren die in SAP SFM verwalteten Energieinformationen (Energieflussmodell).
Energieflussmodell
Das Energieflussmodell ist die Grundlage für die Emissionsberechnung und verknüpft alle energiebezogenen Elemente wie Energieträger, Energiequelle, Anlagen mit den aus dem ERP-System replizierten Ressourcen.
Die berücksichtigten Elemente sind:
- Energieträger, die die Art der verwendeten Energie beschreiben (z. B. Strom oder Gas)
- Energiequellen, die die Nutzung der Energie genauer beschreiben (z. B. den spezifischen Energielieferanten)
- Ressourcen, die dem ERP-Quellsystem entnommen werden (z. B. Fließbänder oder Öfen)
sowie Infrastruktur, einschließlich:
- Zähler zur Messung der verbrauchten Energiemenge
- Prozessinfrastrukturen, die nicht im ERP definiert sind, aber für die Berechnung benötigt werden
- Anlagen, die in die Berechnung einbezogen werden sollen (z. B. Lagerhäuser oder Silos)
Alle Elemente können vollständig modelliert und bei Bedarf aktualisiert werden. Die Modelle können sowohl mit einer Listenansicht als auch mit einem grafischen Flussmodellierer erstellt werden, der Drag & Drop unterstützt, um Elemente hinzuzufügen und Sender mit Empfängern zu verbinden.
Allokation / Verteilungsschema
Mit der Allokationsfunktionalität können Emissionen, die nicht direkt einem bestimmten Produkt zugeordnet werden können, verteilt werden. Dies ist erforderlich, wenn es keine direkte Verbindung in Form von Energieströmen zum Produktionsprozess gibt oder wenn die erforderlichen Informationen im ERP-System nicht verfügbar sind. Dazu gehören auch Emissionen von Anlagen: Ein Lagerhaus benötigt zum Beispiel ein Kühlsystem, dessen Emissionen auf die in diesem Lagerhaus gelagerten Produkte heruntergebrochen werden müssen. Ähnlich wie bei der Gemeinkostenzuordnung ist es notwendig, einen Mechanismus zu haben, um indirekte Kosten auf die entsprechenden Produkte zu verteilen.
Die Abbildung zeigt ein Beispiel für die manuelle Emissionsberechnung, bei der die Emissionen manuell durch Festlegung der Verteilungsfaktoren verteilt werden:
Fußabdrücke berechnen
Die App „Fußabdrücke berechnen" ist eine Anwendung, die Unternehmen dabei unterstützt, ihre ökologischen Auswirkungen zu messen und zu verwalten. Mit dieser Anwendung können Unternehmen den CO2-Fußabdruck ihrer Aktivitäten, Produkte und Prozesse berechnen.
Im ersten Schritt muss eine neue Berechnung angelegt werden:
Nachdem die Berechnung angelegt worden ist, muss dieses Objekt mit Informationen gefüllt werden:
Die ID, die Werke, eine Beschreibung und die Gültigkeit der Emissionsberechnung sind essenzielle Informationen. Die Gültigkeit bestimmt den Zeitraum, in dem die Emissionsberechnungen durchgeführt werden, und definiert die Geschäftsvorfalldaten, die bei der Berechnung verwendet werden. Der Umfang des Fußabdruck-Inventars (aus dem ersten Teil der Blogserie) ist ebenfalls wichtig. Sobald ein Umfang ausgewählt wurde, werden zusätzliche Registerkarten angezeigt - basierend auf den Wertschöpfungskettenschritten, die im Fußabdruck-Inventarumfang enthalten sind.
Das Verteilungsschema und das Energieflussmodell müssen ebenfalls zugeordnet werden. Auf der Registerkarte „Energierechnungen" wird der Wert aus den Energierechnungen des Serviceanbieters eingetragen. Diese Energiequelle wird im Energieflussmodell definiert. Energierechnungen können auch über eine XLSX- oder CSV-Datei importiert werden. Dazu wird ein Template heruntergeladen und befüllt.
Auf der Registerkarte „Zählerstände" werden die Zählerstände der Zähler eingetragen. Zähler werden auch wie die Energiequelle im Energieflussmodell festgelegt.
Auf der Registerkarte „Manuelle Emissionen" wird der Wert für manuelle Emissionen eingetragen. Die Art der manuellen Emissionen wird bei der Einrichtung der Verteilung definiert.
Auf der Registerkarte „Datenbereitschaft" wird überprüft, ob alle erforderlichen Daten verfügbar sind und zur Berechnung bereitstehen. Die Tabelle zeigt die benötigten Datentypen gemäß dem Fußabdruck-Inventar-Scope, den aktuellen Status sowie den Fortschritt der Datenaufzeichnung. Nachdem die Datenbereitstellung zu 100% erfolgreich ist, kann die CO2-Berechnung durchgeführt werden.
Sobald alle Informationen für die Berechnung gepflegt sind, kann der Berechnungslauf gestartet werden. Die Ergebnisse können dann in der App „Fußabdruckergebnisse verwalten" eingesehen werden.
Fußabdruckergebnisse verwalten
Die App „Fußabdruckergebnisse verwalten“ zeigt alle berechneten Fußabdrücke in der Fußabdruck-Inventartabelle. Durch die Auswahl eines bestimmten Fußabdrucks kann dieser in einem einfach zu lesenden grafischen Format mit Drill-Down-Möglichkeiten zu den Hauptemissionstreibern überwacht werden. Verschiedene Detailebenen schaffen volle Transparenz über die Verwendung von Inputfaktoren wie zum Beispiel eigehende Rohmaterialien. Über die App „Fußabdrücke berechnen" kann auch direkt in die App „Fußabdruckergebnisse verwalten" gesprungen werden.
Fußabdruck-Inventartabelle:
Das zentrale Werkzeug zur Untersuchung der Emissionsergebnisse für einen gewissen Zeitraum (z. B. Monat) ist ein Sankey-Diagramm:
Die Übersicht zeigt den gesamten Fußabdruck sowie den Fußabdruck pro Einheit. Das Sankey-Diagramm visualisiert alle Ein- und Ausgangsfaktoren. Es kann auch durch die verschiedenen Ebenen des Diagramms navigieren werden (Drill-Down), um herauszufinden, wo genau die höchsten CO2-Fußabdrucksemissionen zu finden sind. Auf der Eingangsseite können die eingehenden Emissionen für ein Produkt, eine Ressource oder eine Zuteilung angesehen werden, und die Gesamtsumme dieser Emissionen wird dem entsprechenden Produkt, der Ressource oder Zuteilung auf der Ausgangsseite zugeordnet. Weiterführende Details stehen zur Verfügung, die zusätzliche Informationen über die für die Fußabdruckberechnung verwendeten Daten sowie die genaue Berechnungsformel liefern. Auf diese Weise wird ein Höchstmaß an Transparenz und Nachvollziehbarkeit gewährleistet.
Nächste Schritte
Nachdem im dritten Blogbeitrag die Berechnung der CO2-Emissionen des SAP Sustainability Footprint Managements auf der Roadmap erläutert wurde, folgt im nächsten Schritt Analyse der CO2-Fußabdrücke. Der Fokus wird darauf liegen, die verschiedenen CO2-Berechnungen auf einer höheren Abstraktionsebene mithilfe von Dashboards des SFM zu analysieren.