Den Begriff „erweiterte Retourenabwicklung“ haben wahrscheinlich die meisten schon einmal gehört. Doch was verbirgt sich dahinter? Es ist ein wenig irreführend, wenn man sich die Bezeichnung aus Sicht des Anwenders anschaut. „Erweitert" hört sich erst einmal kompliziert an, was den einen oder anderen abschrecken dürfte, da die „normale“ Retourenabwicklung doch funktioniert und sich die Anlage nicht großartig von der eines Kundenauftrags unterscheidet. Kompliziert wird auch schnell mit fehleranfällig, aufwändig oder ineffizient in Verbindung gebracht. Allerdings hat die SAP bei der Bezeichnung nicht an logische Schlussfolgerungen gedacht, sondern ihre eigene Logik angewendet.
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Erweitert steht in diesem Fall dafür, dass bei der Anlage des Retourenauftrags die Folgefunktionen zusammengefasst, gebündelt und modulübergreifend angestoßen werden können, was den gesamten Ablauf wesentlich verschlankt und äußerst effektiv und interessant macht. So wird zum Beispiel die logistische Abwicklung im Lager durch das SAP EWM oder auch die Lieferantenretoure im MM integriert.
Die erweiterte Retourenabwicklung ist eine Basisfunktion im SD im SAP ERP. Es kann jedoch auch die Reklamationsbearbeitung im SAP CRM genutzt werden, um sie im SAP ERP anzustoßen. Daten aus der erweiterten Retourenabwicklung werden zur Überwachung des Retourenprozesses im Reklamationsbeleg an das SAP CRM übertragen.
Ab SAP ECC 6.0 EHP 4 ist die erweiterte Retourenabwicklung verfügbar. In SAP S/4HANA wird sowohl die Eingabe über SAP GUI wie auch SAP Fiori unterstützt.
Neben dem Anstoßen der Folgefunktionen ist der wohl größte und wesentlichste Unterschied, dass bei der erweiterten Retourenabwicklung die Anlage auf Positionsebene geschieht. Es kann also für jede Position einzeln eingestellt werden, welche Folgefunktion ausgeführt und automatisch angestoßen werden soll.
Diese Änderung gegenüber der „normalen“ Retoure ist so genial umgesetzt, dass sie nur schwer zu beschreiben ist. Ich werde es trotzdem versuchen. Das Customizing ist dafür etwas umfangreicher, jedoch auch kein Hexenwerk. Die Möglichkeiten, die sich hier einstellen lassen, werden Sie genauso begeistern wie mich.
Funktionsüberblick
Ich zeige Ihnen anhand eines Beispiels die groben Funktionen, um einen kleinen Überblick zu schaffen, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen. Detailliertere Erklärungen folgen in Teil 2 und Teil 3 dieses Blogbeitrags.
- Materialdaten: Hier stehen die Positionen des Vorlagebeleges, die Materialnummer samt Bezeichnung und die eventuelle Chargennummer. Für jede Position können unabhängig Eingaben getätigt werden.
- Details zur Retoure: Die Menge und der Auftragsgrund werden wie bei der einfachen Retoure angegeben, allerdings auf Positionsebene. Eine Besonderheit sind die Folgeaktionen. Hier kann zum Beispiel eingestellt werden, ob die Ware im Werk eingehen oder beim Kunden geprüft werden soll. Als nächste Folgeaktion lässt sich direkt definieren, was als Folgeaktion in der Materialinspektion vorgeschlagen wird. Ist das Häkchen bei „Material erhalten“ nicht gesetzt, wird automatisch eine Lieferung, also Abholung, angelegt. Ist es gesetzt, wird der Wareneingang in den Sperrbestand gebucht.
- Steuerung der Rückerstattung: Bei der Steuerung der Rückerstattung kann eingestellt werden, dass der Kunde zum Beispiel eine Gutschrift erhält. In diesem Fall wird eine Gutschriftanforderung automatisch erstellt. Darüber hinaus kann diese sofort als genehmigt gekennzeichnet werden, was die Fakturasperre in der Gutschriftsanforderung entfernt. Es ist sogar möglich, den Satz der Gutschrift direkt anzupassen.
- Positionsübersicht: Die Positionsübersicht zeigt die Positionen der Retoure übersichtlich an.
Fazit
Die erweiterte Retourenabwicklung ist ein grandioses Tool, das von jedem Unternehmen, das mit Retouren zu tun hat, verwendet werden sollte. Die Vorteile auf einen Blick:
- Immense Zeitersparnis, nur ein Beleg muss angelegt werden
- Folgefunktionen für jede Position einzeln plan- und ausführbar
- Minimierung der Fehlerquellen
- Für jede Lieferart einsetzbar
Die erweiterte Retourenabwicklung müsste eigentlich All-in-One-Retourenabwicklung heißen.
In diesem ersten Teil zum Thema wollte ich Ihnen vor Augen führen, was für ein klasse Standardtool oft ungenutzt in der Ecke liegen bleibt. Es sind einfachste Funktionen, die einen immensen Unterschied machen. In Teil 2 und Teil 3 werde ich ein wenig näher ins Detail gehen und die Funktionalität sowie die Weiterentwicklungen in SAP Fiori erläutern.