Bisher wurde die Bedarfsplanung im SAP ERP auf Werksebene durchgeführt. Dabei war es möglich, bestimmte Lagerorte aus dem SAP MRP (Materials Requirements Planning)-Lauf auszuschließen oder auch getrennt zu planen. Unter SAP S/4HANA fällt diese Funktionalität weg. Grund dafür ist die vereinfachte und effizienter gestaltete SAP MRP-Logik.
Für eine eigenständige Bedarfsplanung müssen nun Dispositionsbereiche genutzt werden, die eine selbstständige Organisationseinheit darstellen. Hier lassen sich alle bekannten Dispositionsmerkmale und Losgrößenverfahren verwenden. Dadurch kann die Bereitstellung und Beschaffung von externen oder eigengefertigten Materialien je Dispositionsbereich gezielt gesteuert werden.
Dabei steht der Dispositionsbereich für einen Fertigungs- und/oder Montagebereich oder auch einen Lohnbearbeiter.
Grundsätzlich unterscheidet man drei Typen von Dispositionsbereichen, die zu Beginn der Einführung definiert und im Customizing eingestellt werden müssen:
Werks-Dispositionsbereich
Für die Umstellung von SAP ERP auf SAP S/4HANA reicht es aus, einen Dispositionsbereich auf Werksebene zu haben. Dieser umfasst das Werk mit allen Lagerort- und Lohnbearbeiterbeständen.
Dispositionsbereich für Lagerorte
Mit Hilfe der Dispositionsbereiche können Lagerorte separat disponiert oder aus der Dispositionsplanung ausgeschlossen werden. Dabei lassen sich auch mehrere - nur einem Dispositionsbereich zugeordnete - Lagerorte zusammenfassen. Wichtig ist die Angabe eines Zugangslagerortes, der dem Dispositionsbereich zugeordnet ist.
Im Materialstammsatz wird ein Dispositionsbereichssegment angelegt. Sollte dies nicht explizit geschehen, findet die Bedarfsplanung für das Material weiterhin im Werksdispositionsbereich statt.
Möchte man beispielsweise alle Komponenten einer Fertigungslinie disponieren, legt man dazu einen Dispositionsbereich vom Typ Lagerort an. Es folgt eine Zuordnung der Lagerorte, von denen die Komponenten entnommen werden.
Dispositionsbereich für Lohnbearbeiter
Die Bedarfsplanung der Beistellteile wird über Dispositionsbereiche abgebildet. Dafür muss je Lohnbearbeiter ein eigener Dispositionsbereich angelegt werden.
Hierzu wird das Material nicht dem Dispositionsbereich zugeordnet, da sich der Werksdispositionsbereich um die Anzahl der Lohnberabeiter-Dispositionsbereiche reduziert und diese nun separat disponiert werden.
Definition eines neuen Dispositionsbereichs unter SAP S/4HANA
Wie geht man also bei der Definition eines neuen Dispositionsbereichs vor?
- In der Dispositionsbereichsübersicht wählt man Neue Einträge.
- Nun gibt man eine Nummer und eine Bezeichnung für den Dispositionsbereich ein.
- Es erfolgt die Eingabe des Dispositionsbereichstyps, des Werks und des Zugangslagerortes (basierend auf dem Dispositionsbereichstyp):
- Das abhängige Objekt wird in der Sekundärsicht definiert. Man wählt Werk, um die Zuordnungen der Werke für den Werksdispositionsbereich zu prüfen, oder Lagerorte zuordnen, wenn man einen Lagerorts-Dispositionsbereich definieren möchte.
- Es wird/werden ein oder mehrere Lagerort/e zu einem Dispositionsbereich vom Typ Lagerort zugeordnet.
- Die Einträge werden gespeichert und man wählt Zurück.
Prüfen und Anpassung des Customizings für Dispositionsbereiche:
- Dies kann manuell oder auf Grundlage der Auswertung des Berichts MRP_AREA_STORAGE_LOC_MIGRATION erfolgen.
Zuordnung der Dispositionsbereiche unter SAP S/4HANA
Die eigentliche Zuordnung der Dispositionsbereiche geschieht im Materialstammsatz, in der Sicht Disposition 1:
Hier können die Dispositionsbereichssegmente erstellt werden:
Hilfreiche Funktionsbausteine
Da die Zuordnung je Material und Dispositionsbereich bei einer großen Anzahl von Materialien sehr zeitaufwändig ist, gibt es dazu passende Funktionsbausteine. Diese ermöglichen eine Massenpflege in Form von eigenen Transaktionen. Gleiches gilt aber auch bei einer Vielzahl von Dispositionsbereichen, die einem Material zugeordnet werden sollen.
Zu finden sind diese im Einführungsleitfaden unter Dispositionsbereiche – Massendaten pflegen:
So können beispielsweise mit dem Funktionsbaustein MD_MRP_LEVEL_CREATE_AS_COPY Kopie mit Werks-oder Dispositionsbereichsvorlage neue Dispositionsbereichssegmente als Kopie der Werksdispositionsdaten oder als Kopie eines bereits vorhandenen Dispositionsbereichssegments angelegt werden.
Auch ist es möglich, neue Dispositionsbereichssegmente mit Hilfe von Navigations- oder Prognoseprofilen anzulegen. Das bedeutet: Standardinformationen werden in einem Profil gespeichert und dann auf eine Vielzahl von Dispositionsbereichen übertragen. Der Funktionsbaustein dazu lautet: MD_MRP_LEVEL_CREATE_PROFILE.
(Beispiel-)Report
In der Standardauslieferung gibt es einen Beispielreport namens RMMDDIBE, der sämtliche Funktionsbausteine enthält. Hier kann man beispielsweise die Anlage der Dispositionsbereiche simulieren.
Über die Transaktion SA38 wird der Report aufgerufen:
Die Überprüfung der Ergebnisse lässt sich über den Anwendungslog vornehmen. Dazu ruft man die Transaktion SLG1 auf. Es ist wichtig zu wissen, dass die SAP den Report nicht weiterentwickelt hat und dieser auch nicht mehr gewartet wird. Er dient also einer ersten Orientierung. Man kann und sollte mit Hilfe dieses Berichts eine eigene Transaktion programmieren.