News & Wissen Management von Emissionsfaktoren im SAP Sustainability Footprint Management

In diesem zweiten Artikel unserer Blogserie über die Kernfunktionen (Roadmap) des SAP Sustainability Footprint Management (SFM) erhalten Sie einen umfassenden Einblick in das Management von Emissionsfaktoren.

TIPP: Für die Leser, die mit dem SAP Sustainability Footprint Management und der Roadmap noch nicht vertraut sind, könnte es hilfreich sein, vorab meinen Überblicksartikel über das SAP SFM zu lesen, um ein besseres Verständnis der Grundfunktionalitäten zu erhalten.

Funktionalitäten SAP SFM

Die Funktionalitäten des SAP Sustainability Footprint Management lassen sich in fünf Hauptschritte in der Roadmap unterteilen. In der untenstehenden Grafik werden die fünf Schritte visualisiert, wobei in diesem Blog das Emissionsfaktoren-Management im Fokus steht:

• Erfassung von Stamm- und Transaktionsdaten: Daten werden aus dem angebundenen SAP S/4HANA Cloud- oder SAP S/4HANA-System erfasst.
• Emissionsfaktoren-Management: Die erfassten Daten werden mit Emissionsfaktoren kombiniert, um die Umweltauswirkungen zu bewerten.
• Berechnung des CO₂-Fußabdrucks: Die Anwendung berechnet den Nachhaltigkeits-Fußabdruck basierend auf den Auswirkungen.
• Analyse der berechneten Fußabdrücke: Die errechneten Fußabdrücke können im Detail analysiert werden.
• Re-Integration in Geschäftssysteme: Die Fußabdrücke können wieder in das angebundene SAP S/4HANA Cloud- oder SAP S/4HANA-System integriert werden.

Emissionsfaktoren

Das SAP Sustainability Footprint Management verwendet Emissionsfaktoren, um die Umweltauswirkungen der Warenbewegungen zu bewerten, die aus SAP S/4HANA und SAP S/4HANA Cloud gesammelt werden. Diese Emissionsfaktoren sind numerische Werte, die die Menge an CO₂-Emissionen darstellen, die pro Einheit oder Aktivität erzeugt werden. Die Emissionsfaktoren können aus Primärquellen wie tatsächlichen Daten von Lieferanten und Sekundärquellen wie Life-Cycle-Assessment-Datenbanken (LCA-Datenbanken) importiert und verwaltet werden. Idealerweise sollten primäre, tatsächliche Fußabdruckdaten, die direkt vom Lieferanten erhalten wurden, verwendet werden. Da Lieferanten oft noch nicht in der Lage sind, diese Daten bereitzustellen, verlassen sich Unternehmen heutzutage hauptsächlich auf sekundäre Emissionsfaktoren, die Industriedurchschnitte aus LCA-Datenbanken repräsentieren.

Die Emissionsdaten müssen im SAP LCA-Format gespeichert werden und können als Vorlage im richtigen Format direkt in das SAP SFM als Microsoft Excel-Datei heruntergeladen werden. Informationen über Rohmaterialien wie beispielsweise Fichtenholz können von einem Lieferanten in Frankreich bezogen und durch eigene Berechnungen erfasst und importiert werden, wobei als Beispiel ein Emissionsfaktor von 4 kg CO₂-Äquivalenten hinzugefügt wird. Dieser Wert bezieht sich auf 1 kg Fichtenholz aus Frankreich und basiert auf der Umweltbewertungsmethode des IPCC 2013 GWP 100a.

Emissionsfaktoren aus Sekundärquellen – SAP-Partnerschaft mit ecoinvent

Das Emissionsfaktoren-Management des SFM ermöglicht es, Ergebnisse aus bereits existierenden Initiativen zur Bewertung des Produktlebenszyklus (LCA) wiederzuverwenden. Ökobilanzdatenbanken, auch bekannt als LCA-Datenbanken, umfassen Sachbilanzdaten, die auch als Life Cycle Inventory (LCI) bezeichnet werden. Diese Datenbanken enthalten Informationen zu einzelnen Prozessen, die im Rahmen einer Ökobilanz analysiert werden. LCA-Provider bieten wissenschaftlich fundierte Datensätze mit Bewertungen über die Umweltauswirkungen von Tausenden von Produkten und Materialien an.

Um die Nutzung zu vereinfachen, stellt die SAP Kooperationen mit Anbietern von LCA-Inhalten zur Verfügung, wobei die erste Verbindung bereits mit ecoinvent aufgebaut wurde. ecoinvent widmet sich der Förderung und Unterstützung der weltweiten Verfügbarkeit von Umweltdaten und baut auf mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Entwicklung von LCA-Methoden und LCI-Daten auf. Die ecoinvent-Datenbank ist eine LCA-Datenbank, die transparente, konsistente und nachverfolgbare Daten mit globaler Abdeckung umfasst. Etwa 19.000 Datensätze zu Emissionsfaktoren in verschiedenen Industriezweigen wie Energieversorgung, Landwirtschaft, Bio- und Biomaterialien, Spezialchemikalien, Baustoffen, Verpackungsmaterialien, Grund- und Edelmetallen, Metallverarbeitung, Informations- und Kommunikationstechnologie, Milchprodukten sowie Holzverarbeitung sind in der LCA-Datenbank enthalten.

Die produktbezogenen Emissionsfaktor-Datensätze von ecoinvent werden bereits im SAP LCA-Format bereitgestellt, sodass die Daten problemlos in das SAP SFM importiert werden können. Die ecoinvent-Datensätze sind im SAP-Store zu erwerben. Es wird auch eine kostenlose Testversion zur Verfügung gestellt. Die Nutzung dieses Datensatzes ermöglicht den Zugang zu hochwertigen Studien zur Bewertung des Produktlebenszyklus nach weit verbreiteten Standards. Weiterhin können vereinfachte und herstellerunabhängige Emissionsfaktoren mithilfe des benutzerfreundlichen MS Excel-Dateiformats direkt in das SAP SFM importiert werden.

Emissionsdaten verwalten

Die App „Emissionsdaten verwalten" ermöglicht es, Emissionsfaktoren, die aus den eigenen Betriebsabläufen gesammelt oder von externen LCA-Datenbanken stammen, zu importieren. Diese Emissionsfaktoren müssen gemäß einem vorgegebenen Format in eine Vorlage eingetragen werden. Die Vorlage ist als xlsx-Datei verfügbar und kann direkt aus der Anwendung heruntergeladen werden.

Bevor die Emissionsfaktoren-Datei importiert werden kann, muss ein Datenpaket angelegt werden:

Folgende Informationen müssen eingetragen werden:

• Paket-Bezeichner: Eindeutiger Bezeichner für dieses Datenpaket
• Datenquelle: Datenanbieter, z. B. eine Datenbank eines Drittanbieters
• Paket-Version: Version des Pakets, z. B. 1.0.0.
• Paket-Art: Custom-Daten oder LCA-Daten
• Upload Emissionsfaktoren-Datei

Das Paket wird mit dem Status „not Released“ erstellt. Wenn die angezeigten Informationen den Anforderungen entsprechen und dieses Datenpaket für die Zuordnungen und Fußabdruckberechnungen genutzt werden soll, kann es mit Hilfe des Buttons „Release" freigegeben werden.

Mappings verwalten

Voraussetzungen für das Mapping:

• Stamm- und Bewegungsaktivitätsdaten aus einem ERP-Quellsystem wie SAP S/4HANA Cloud oder SAP S/4HANA importiert
• Emissionsfaktoren unter Verwendung der Anwendung „Emissionsfaktoren verwalten" importiert

Mit der App „Mapping verwalten“ können die Emissionsfaktordaten mit den Daten der gekauften Produkte verknüpft werden.

Basierend auf den importierten Stammdaten, werden die Zuordnungsvorschläge automatisch vom System generiert und mit entsprechenden Informationen wie Produkte, Produktgruppe, Werk und Lieferanten vorab ausgefüllt. Mit der Bearbeitungsfunktion in der Anwendung können Einträge bearbeitet, hinzufügt oder entfernt sowie der Emissionsfaktor für jede Einzelposition zuordnet werden.

Sobald das Mapping durchgeführt wurde, können die Emissionsfaktoren in die App „Fußabdrücke gekaufter Produkte verwalten“ importiert werden.

In diesem Schritt können die davor importierten Emissionsfaktoren zugeordnet werden. Mit der Wertehilfe öffnen sich die davor erstellten Datenpakete (Emissionsfaktoren):

Auswahl des Datenpakets und Zuordnung des Emissionsfaktors:

Lieferantenfußabdrücke verwalten

Die App „Lieferantenfußabdrücke verwalten" ermöglicht es, eine Liste der gekauften Produkt-Fußabdrücke von Lieferanten einzusehen und neue Emissionsfaktordaten von Lieferanten zu importieren. Die Schaltfläche „importieren" kann verwendet werden, um lieferantenspezifische Daten anhand der bereitgestellten Vorlage zu importieren. Sobald eine Liste von Lieferanten-Fußabdrücke zur Verfügung steht, können diese freigegeben oder abgelehnt werden. Wenn ein Fußabdruck freigegeben ist, steht er für Fußabdruckberechnungen zur Verfügung. Wird ein Fußabdruck abgelehnt, so wird er nicht für Berechnungen genutzt.

Fußabdruck für gekaufte Produkte verwalten

Das SAP SFM berechnet die CO₂-Emissionen für fertige Produkte und deren Bestandteile. Ein wichtiger Faktor bei dieser Berechnung sind die CO₂-Emissionen von extern erworbenen Produkten. Die App „Fußabdruck für gekaufte Produkte verwalten" ermöglicht es, die Details (einschließlich der CO₂-Emissionen) jedes Produkts, das von externen Quellen erworben wurde, anzulegen, um sie in den Berechnungsprozess einzubeziehen.

Die App bietet eine ganzheitliche Sicht auf Produkte ohne zugewiesene Emissionsfaktoren und ermöglicht die Erstellung von Emissionen für gekaufte Produkte durch den Abruf von Materiallisten ohne Emissionsfaktoren. Die Quelle der Emissionsfaktoren wird transparent angezeigt (manuell oder Emissionsfaktor-Referenz) und die Anpassung manuell eingegebener Faktoren sowie die Pflege von Werten für gefertigte Produkte wird ermöglicht. Darüber hinaus können Emissionsfaktoren aus der „Mapping verwalten"-App importiert werden, insbesondere bei Wareneingängen ohne Fußabdrücke. Dies kann unter dem Reiter „Alle Produkte ohne Fußabdrücke“ erfolgen.

Nächste Schritte

Nachdem das Emissionsfaktoren-Management des SAP SFM im zweiten Blogbeitrag auf der Roadmap erläutert wurde, folgt im nächsten Schritt die Berechnung des CO₂-Fußabdrucks. Hier liegt der Fokus darauf, die vorbereiteten Stamm-/Bewegungsdaten und Emissionsfaktoren zu nutzen, um eine Fußabdruckberechnung durchzuführen.

Stand: 26. April 2024