Unternehmen, die SAP ECC 6.0 im Einsatz haben, müssen bis 2027 auf SAP S/4HANA umsteigen – denn dann läuft die Wartung für das Altprodukt aus. Die Zeit erscheint auf den ersten Blick lang, viele Kunden verschieben den Umstieg nach hinten. Ein Fehler. Warum die Transition besser heute als morgen angegangen werden sollte, erfahren Sie hier.
1. Vorbereitungen werden unterschätzt
Viele Unternehmen unterschätzen die Komplexität einer SAP S/4HANA-Transition. Vorstudien durchführen, das geeignete Einführungsszenario wählen, Roadmap erstellen, ein Berechtigungskonzept entwickeln – oftmals sind innerhalb des Vorprojekts mehrere Schritte notwendig, um die erforderlichen Voraussetzungen für den Umstieg zu schaffen. Die aktuellen SAP-Systeme müssen erst einmal auf das richtige Level für einen erfolgreichen Wechsel gebracht werden.
2. Projektlaufzeit nicht generalisierbar
Die Einführungsdauer von SAP S/4HANA beträgt in der Regel drei bis 15 Monate – je nach Variante (Public Cloud / Private Cloud / On-Premise). Die Projektlaufzeit hängt stark von der Unternehmensgröße, der Nutzungstiefe des jeweiligen Vorgängersystems sowie dem gewählten Ansatz der Transition-Strategie (Brown-, Greenfield und Selective Data Transition) ab und lässt sich nicht generalisieren. Um eine verlässlich Aussage treffen zu können, muss zunächst etwa ein vorbereitender Workshop durchgeführt werden.
3. Engpässe bei SAP-Beratern
Die Einführung von SAP S/4HANA ist kaum ohne externe Unterstützung von SAP-Beratern zu bewältigen. Dabei könnten nun Engpässe entstehen. Laut Lünendonk-Studie S/4HANA-Umstellung: Status quo, Planungen und Roadmap zur ERP-Modernisierung in der Corona-Pandemie hat ein großer Teil der SAP-Kunden noch nicht mit der Transition begonnen. Von den Mitgliedern der DSAG (Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V.) wollen knapp 50 Prozent innerhalb von drei Jahren auf SAP S/4HANA umsteigen, 14 Prozent setzen das neue System bereits ein (Quelle: DSAG-Investitionsreport 2021). Die Nachfrage nach Beratungshäusern dürfte also in Kürze stark ansteigen. Hinzu kommt, dass der Umstieg auf ein neues System ein Vielfaches der regulären Beratertage erfordert.
4. Geplante Rollouts auf bisherigem ERP wenig sinnvoll
Plant ein Unternehmen eine Neueinführung im Rahmen eines Rollouts, ist dies auf dem bisherigen ERP wenig sinnvoll, da das System ab 2027 nicht mehr genutzt werden kann. Ausgewählte Produkte der SAP Business Suite sind sogar nur bis 2025 in der Wartung (Stand: Juli 2021). Derartige Investitionen lohnen sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr und verursachen eine zusätzliche Kostenbelastung.
5. Früher von Innovationen profitieren
Mehr Übersicht und Leistung, schnelle Verarbeitung großer Datenmengen, Echtzeit-Reporting direkt im System, integrierte KI-Technologie, vereinfachte Bedienbarkeit mit SAP Fiori – die Liste der Vorteile von SAP S/4HANA ist lang. Unternehmen, die den Umstieg bereits vollzogen haben, profitieren schon jetzt von den Innovationen und haben beste Chancen, ihre Wettbewerber abzuhängen.
Fazit
Vielleicht laufen die bisherigen Prozesse gut, weshalb für Unternehmen keine dringende strategische Relevanz für eine Umstellung besteht. Oder es fehlen gerade die notwendigen monetären und / oder personellen Ressourcen, um ein SAP S/4HANA-Migrationsprojekt stemmen zu können. Für einige Unternehmen kann es daher ein gutes Szenario sein, stufenweise vorzugehen. So besteht bspw. die Möglichkeit, im ersten Schritt auf die SAP HANA-Datenbank zu wechseln, um die Performance zu steigern und Echtzeitauswertungen zu ermöglichen. Im nächsten Schritt kann die Prozessoptimierung für den Umstieg erfolgen. Wie Sie sich auch entscheiden: Warten Sie aus den genannten Gründen nicht zu lange.