Das neue SAP S/4HANA Public Cloud Supply Chain Management 2308 Release bringt unter anderem Anpassungen und Neuerungen in den bestehenden SAP-Prozessen mit sich. Diese Aktualisierungen des neuen Releases sollen Unternehmen dabei helfen, ihre Lieferkettenprozesse effizienter zu gestalten. Neue Funktionen ermöglichen eine schnellere Datenanalyse, erweiterte Automatisierungsoptionen und eine benutzerfreundlichere Oberfläche. Dieses Update zeigt das Engagement von SAP, fortschrittliche Technologien einzusetzen, um Unternehmen bei der effektiven Verwaltung ihrer Lieferketten zu unterstützen und ihr Wachstum zu fördern.
Advanced Intercompany-Prozesse
Im Rahmen der Aktualisierungen der SAP Supply Chain-Prozesse sind zunächst zwei Scope Items für die Intercompany-Prozesse hervorzuheben. Einerseits handelt es sich hierbei um den „Advanced Intercompany Verkauf“ (5D2), andererseits um die „Advanced Intercompany Umlagerung“ (5HP).
Zusätzlich zu der Neueinführung dieser beiden Scopes, bietet die Version 2308 der SAP S/4HANA Public Cloud die Möglichkeit, in der App „Configure Posting Date for Advanced Intercompany Invoices“ das Buchungsdatum für jede einzelne Lieferantenrechnung festzulegen.
5D2 Advanced Intercompany Sales
Das Scope Item ermöglicht den internen Verkauf von Lagerwaren zwischen verbundenen Organisationen innerhalb eines Unternehmens. Im Gegensatz zum einfachen Intercompany-Prozess werden im Advanced Intercompany-Prozess zwei zusätzliche Belege erzeugt. Bei diesen zusätzlichen Belegen handelt es sich um die Intercompany-Debitorenrechnung und den Intercompany-Kundenauftrag. Diese Belege dienen der Übersichtlichkeit im Belegfluss und werden automatisch vom SAP-System zur Vollständigkeit generiert.
SAP definiert den Prozess 5D2 Advanced Intercompany Sales wie folgt:
- Kundenauftrag erstellen
- Bestellung erstellen
- Intercompany-Kundenauftrag erstellen
- Auslieferung anlegen
- Buchen Sie die Umlagerung (bewerteter Transitbestand) vom liefernden zum verkaufenden Unternehmen und vom verkaufenden Unternehmen zum Kunden
- Erstellen Sie einen Intercompany-Abrechnungsbeleg
- Lieferantenrechnung erstellen
- Kundenrechnung erstellen
- Verwenden Sie Value Chain Monitor, um Buchungen zu verfolgen
5HP Advanced Intercompany Stock Transfer
Der Prozess der erweiterten konzerninternen Umlagerung wird durch das Erfassen einer Anforderung im System ausgelöst. Ein Unternehmen, das bestimmtes Material benötigt und sich im gleichen SAP-System befindet, initiiert diese Anforderung und leitet sie automatisch (durch Stammdateneinstellungen) an ein anderes Unternehmen im gleichen SAP-System weiter, das im Besitz dieses Materials ist. Im weiteren Prozessverlauf der erweiterten konzerninternen Umlagerung erstellt der Käufer eine Bestellung für das empfangende Werk. Der Versand der Materialien wird vom ausführenden Werk innerhalb des SAP-Systems überwacht. Sobald die Lieferung abgeschlossen ist, werden die erforderlichen Dokumente erstellt, um die Ausgabe der Ware zu ermöglichen, und die Abwicklung des Versands wird fortgesetzt. Nachdem die Ware beim Empfänger eingetroffen ist, ist noch der Wareneingang zu buchen. Sobald der Wareneingang verzeichnet und die Ware einer Prüfung unterzogen wurde, wird eine konzerninterne Rechnung erstellt.
SAP selbst definiert den Prozess 5HP Advanced Intercompany Stock Transfer wie folgt:
- Erstellen Sie eine konzerninterne Umlagerungsbestellung
- Nachschublieferung zur Umlagerungsbestellung anlegen
- Warenausgang für Umlagerungsbestellung kommissionieren und buchen
- Führen Sie eine Anlieferung durch
- Überprüfen Sie den Status der Umlagerung
- Wareneingang buchen
- Intercompany-Abrechnungsbeleg erstellen
- Lieferantenrechnung prüfen
- Verwenden Sie die App „Wertschöpfungskette überwachen“, um Buchungen zu verfolgen
Auftragsversprechen und grundlegende Verfügbarkeiten
Im SAP-Kundenauftragsbeleg wurde mit dem SAP S/4HANA Public Cloud 2308 Release eine neue Checkbox „festes Datum und Menge" hinzugefügt. Die Integration der neuen Funktion im Lieferkettenprozess, ermöglicht es Ihnen, offene Bedarfe in den Prozess der Rückstandsbearbeitung miteinzubeziehen. Des Weiteren haben Sie die Option, die Planungsergebnisse der Available-to-Promise (ATP)-Prüfung während der Berechnung zu prüfen und die Bestätigungen bequem per Klick zu verwalten oder zu entfernen.
Alternativ können Sie die bestätigten Mengen in den jeweiligen Verkaufseinheiten einsehen.
Diese Ergebnisse werden Ihnen in einer grafisch ansprechenden und benutzerfreundlichen Darstellung präsentiert, um eine schnelle visuelle Verarbeitung und Analyse der Daten zu ermöglichen.
Zusätzlich bietet die ATP-Prüfung neue Schnittstellen zum externen Zugriff auf das SAP via APIs. Darunter fallen die Unterstützung für die simulative Prüfung und die Möglichkeit zur Durchführung einer Massenverfügbarkeitsprüfung. Es stehen ebenfalls neue Erweiterungsmöglichkeiten zur Verfügung, um den bestehenden SAP Standard-Funktionsumfang anzupassen.
Bestandsverwaltung
Zusammengesetzte Barcodes scannen
Die Integration von Barcodes im SAP-Kontext existiert bereits seit einiger Zeit und ist ein wesentlicher Teil des SAP-Systems. Diese Barcodes dienen zur eindeutigen Identifikation von Materialien, Werksstandorten, Aufträgen und vielen anderen Aspekten. Ihr Zweck besteht darin, die Dateneingabe zu vereinfachen und die Echtzeitverfolgung von Waren im Lager zu ermöglichen. Dies gilt sowohl für den Wareneingang als auch für den Warenausgang.
In der neuesten Version 2308 der SAP S/4HANA Public Cloud wird nun die Fähigkeit eingeführt, zusammengesetzte Barcodes zu verwenden und zu verarbeiten. Diese erweiterte Funktion wurde den nachfolgend aufgeführten Anwendungen (Apps) hinzugefügt. Damit kann zum Beispiel mit einem Scan eines Barcodes die Belegnummer, die Materialnummer, die Menge und das Werk gleichzeitig in das SAP-System eingetippt werden.
- Wareneingang zum Einkaufsbeleg buchen
- Wareneingang zum Fertigungsauftrag buchen
- Wareneingang zum Prozessauftrag buchen
- Wareneingang zur Anlieferung buchen
- Nachträgliche Anpassung buchen
- Bestand verwalten
- Bestand umlagern - werksintern
Die Grundlage der zusammengesetzten Barcodes beruht auf dem internationalen GS1-Standard. Dieser Standard ermöglicht die Darstellung mehrerer Informationen mittels ID-Codes. Die genaue Umsetzung dieses Standards wird hier detailliert erläutert.
Lagerbestand über Massenverarbeitung verwalten
Durch die Einführung der neuen Funktion „Zur Liste hinzufügen" sowie des Abschnitts „Artikelliste" wird die Möglichkeit zur Massenverarbeitung in den folgenden Apps ermöglicht:
- Bestand verwalten (Manage Stock)
- Bestand umlagern - werksintern (Transfer Stock - In-Plant)
Die gleichzeitige Buchung mehrerer Materialien ist möglich, indem Sie zunächst die ausgewählten Materialien temporär in einer Artikelliste speichern (über die Aktion „Zur Liste hinzufügen"). Aus dieser Liste können dann später die Materialien, die gleichzeitig gebucht werden sollen, in einem Schritt vom System verarbeitet werden.
Inventurbelege erstellen und verwalten
Die Funktionalität zum Buchen von Inventurbelegen in der App „Inventurbelege verwalten (Manage Physical Inventory Documents)“ wurde erweitert. Die einzelnen Positionen eines Inventurbeleges können nun über die neu eingeführte Massenbuchungsfunktion über einen Hintergrundjob abgewickelt werden. Hierfür wurde ein neuer Button in der App „Inventurbelege verwalten“ hinzugefügt. Dieser hat zur Folge, dass die Positionen nicht wie zuvor einzeln verbucht werden müssen, sondern die Positionen in dem Dialog gesammelt und beim Verbuchen in einer Liste zur Auswahl bereitgestellt werden. Die Verbuchung kann dann die Positionen zu einem Beleg in Masse buchen. Bevor die einzelnen Positionen in der Gesamtheit gebucht werden, gibt es noch die Option, pro Position Gründe der Buchung über einen zuvor im Customizing definierten Katalog auszuwählen.
Warenbewegung aus Reservierung erstellen
Für die Bewegungsart 201 wird mit dem SAP S/4HANA Public Cloud 2308 Release eine neue App eingeführt. Diese trägt den Namen „Materialbeleg zur Reservierung (Material Document for Reservation)“. Wie der Name schon sagt, können aus der Reservierung heraus direkt Materialbelege erstellt werden.
Erreichbar ist diese App über die bereits bestehende „Reservierungspositionen verwalten (Manage Reservation Items)“. Für den Aufruf ist hier ein neuer Button „Warenbewegungen anlegen“ eingeführt worden. Die Buchung der Materialbelege kann nun über diese App direkt ausgeführt werden.
Ausgenommen sind hier lediglich Materialien, die einer Validierung unterliegen (serialisierte Materialien). Diese sind über die neue App nicht buchbar. Sollte die Buchung trotzdem versucht werden, wird der User mit entsprechenden Fehlermeldungen an diesem Vorgang gehindert. Für alle anderen Materialien wird ein Materialbeleg mit der Bewegungsart 201 angelegt, da dies die am häufigsten verwendete Bewegungsart aus Reservierungen ist. Die Bewegungsarten 543, 601, 641, 643 usw. werden im Hintergrund je nach Szenario und Customizing auch verwendet und können bei dieser Buchung mit der Bewegungsart 201 ebenso getriggert werden. Hierbei ist die Prozessdefinition im Vorfeld zu beachten, wenn Sie eine solche Buchung nicht möchten.
Etikettendruck im Wareneingang
Die Möglichkeit, beim Buchen eines Wareneingangs Etiketten zu drucken, wurde in den folgenden Apps mit dem SAP S/4HANA Public Cloud 2308 Release eingeführt:
- Wareneingang zum Einkaufsbeleg buchen
(Post Goods Receipt for Purchasing Document) - Wareneingang zum Fertigungsauftrag buchen
(Post Goods Receipt for Production Order) - Wareneingang zur Anlieferung buchen
(Post Goods Receipt for Inbound Delivery) - Wareneingang zum Prozessauftrag buchen
(Post Goods Receipt for Process Order) - Wareneingang ohne Referenz buchen
(Post Goods Receipt without Reference)
Hierfür wurde in den bereits genannten Apps ein neues Feld hinzugefügt. Das neue Feld trägt den Namen „Anzahl der Etiketten" und lässt eine Eingabe von Zahlen zu. Nutzer können entweder manuell die gewünschte Anzahl der Etiketten eingeben oder das System ermittelt automatisch anhand definierter Kriterien die Anzahl der benötigten Etiketten aus dem Customizing. Um diese Funktion nutzen zu können, ist die Auswahl des passenden Etikettentyps dringend erforderlich. Diese Information des Etikettentyps wird im Materialstamm unter den Werksdaten festgelegt. Hierfür werden in der Werkssicht nun zukünftig spezielle Formularfelder bereitgestellt.
Logistik Cross-Themen
Was sind Logistik Cross-Themen?
Logistik Cross-Themen sind Bereiche innerhalb des Logistikmanagements, die verschiedene Aspekte und Disziplinen der Logistik miteinander verbinden. Sie überschreiten die Grenzen einzelner logistischer Funktionen und integrieren unterschiedliche Facetten, um ein umfassendes Verständnis und eine ganzheitliche Herangehensweise an logistische Herausforderungen zu gewährleisten. Diese Cross-Themen spielen eine wichtige Rolle bei der Optimierung von Logistikprozessen und der Bewältigung komplexer logistischer Anforderungen.
Beispiele hierfür sind:
- Das Supply Chain Management (SCM) befasst sich mit der Koordination und Integration von Lieferkettenaktivitäten, um die Effizienz und Leistungsfähigkeit der gesamten Wertschöpfungskette zu verbessern.
- Die Logistik im E-Commerce-Bereich umfasst die Planung, Umsetzung und Steuerung von Prozessen, die mit dem Online-Verkauf von Waren verbunden sind.
- Das Cross-Thema „Nachhaltige Logistik" zielt darauf ab, logistische Aktivitäten umweltfreundlicher zu gestalten.
- Reverse Logistics beschäftigt sich mit dem Rückfluss von Waren.
Diese Themen verdeutlichen, wie verschiedene logistische Aspekte miteinander verknüpft sind und wie die nahtlose Integration dieser Aspekte im SAP-Umfeld zu einer gut koordinierten Logistik führt.
OData-API: Handling Unit
Die OData-API erhält mit dem SAP S/4HANA Public Cloud 2308 Release eine neue Operation. Mit dieser lassen sich nun Situationen für Handling Units erstellen, die in Lagerorten sowohl in der Logistik (LO) als auch in der Lagerverwaltung (eEWM) verwaltet werden. Diese innovative Funktion kann von Drittanbieter-Internet-of-Things (IoT)-Systemen genutzt werden, die Daten von angeschlossenen Sensoren sammeln, die an Handling Units angebracht sind. Wenn eine kritische Situation erkannt wird, kann das externe IoT-System diese Operation verwenden, um die Benutzer in SAP S/4HANA Cloud umgehend über den Vorfall zu informieren und schnelle Gegenmaßnahmen einzuleiten. Benutzer erhalten eine entsprechende Benachrichtigung in SAP S/4HANA Cloud Inbox, sobald eine kritische Situation auftritt. Weiterführende Informationen können über die App „Handling Units überwachen (Monitor Handling Units)" abgerufen werden. Diese Neuerung ermöglicht eine effektive Überwachung und Reaktion auf Situationen im Zusammenhang mit Handling Units.
Situationsvorlage: Handling Unit-Situation
Um sicherzustellen, dass die Benutzer der App „Handling Units überwachen (Monitor Handling Units)" umgehend informiert werden, wenn die Messung eines an einer Handling Unit angebrachten Sensors den vordefinierten Schwellenwert überschreitet, empfiehlt es sich, die neue Standardvorlage „Handling_Unit_Situation_Event" (Handling Unit Situation) zu verwenden. Die Vorlage ermöglicht das Weiterleiten von Daten zu kritischen Handling Unit-Situationen an Drittanbieter. Sensoren, die z.B. einen Schwellenwert überschreiten, lösen eine Situation im SAP aus und übermitteln die Informationen an ein externes IoT-System eines Drittanbieters, das daraufhin entsprechende Maßnahmen ergreifen kann.
Bitte beachten Sie, dass die Situationsvorlage „HU_HANDLINGUNIT_IOT_EVENT" (Handling Unit IOT) veraltet ist und nicht mehr verwendet werden sollte.
Seriennummernverwaltung – Inkonsistenzen erkennen
Die neu eingeführte App „Serialisierte Bestandsmengen anzeigen (Display Serialized Stock Quantities)“ dient zur Anzeige der Bestandsmengen und ermöglicht es Ihnen, die Menge eines bestimmten Materials im Lagerbestand mit der Menge der Seriennummern zu vergleichen, die diesem Material an einem bestimmten Lagerort zugeordnet sind.
Folgende Funktionen werden durch die neue App bereitgestellt:
- Erkennen von Unterschieden: Sie haben die Möglichkeit, eventuelle Unterschiede zwischen der Lagerbestandsmenge eines Materials und der Menge der zugeordneten Seriennummern zu erkennen. Dadurch können Abweichungen schnell erkannt und identifiziert werden.
- Vergleich von Beständen: Die App ermöglicht es Ihnen, die verschiedenen Bestandsmengen eines bestimmten Materials mit der Gesamtsumme der zugeordneten Seriennummern zu vergleichen. Diese Funktionalität erleichtert die Überprüfung der Konsistenz zwischen den beiden Mengenangaben.